Der GiselaSlam zum ersten Mal nur mit Schülern im Wettbewerb - und gleich ein sehr schöner, langer Abend in einem erneut voll besetzten Theaterkeller mit 13 Wettbewerbsbeiträgen von unglaublich hoher Qualität! An der Spitze rangierten dabei zwei Gäste vom Gymnasium Markt Indersdorf, die zum ersten Mal bei uns waren, sich aber in der Münchner Slam-Szene schon einen Namen gemacht haben und in der Schauburg kürzlich triumphierend als Team aufgetreten sind: Der Verseschmied Philipp Gewalt rezitierte ein Erzählgedicht über eine Propaganda-Olympiade im Vatikan; und die eher lyrisch-reflektierende Sarah Stemmler, immerhin Vize-Meisterin des U20-Bayernslam 2015, trug mit ihrem Text über Anpassung und Rebellion sogar den Sieg davon!
Aber auch die anderen Beiträge hatten es in sich. Fünf Gastpoeten waren schon wiederholt bei uns im Theaterkeller zu sehen, nämlich Julius Althoetmar und Sandra Blume vom Grasser-Gymnasium, Nuria Glasauer und Rebecca Kainz aus Planegg und Stef, der sich im nächsten Schuljahr nach Bochum in Richtung Berufskolleg verabschiedet. Zwei weitere neue Gesichter waren Sarah Potye aus Kirchheim und die erst fünfzehnjährige Lisa Strömsdorfer vom Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Ich habe mir in letzter Zeit eine ganze Reihe Slams mit jüngeren Poeten im Teilnehmerfeld angesehen: Aus meiner Sicht haben wir ein absolutes Top-Feld von Schülerpoeten aus dem Münchner Raum erleben dürfen!
Unsere vier Giselaner haben sich bei der starken Konkurrenz wacker geschlagen. Marko Jovanovic (10e) hat einen beachtlichen Debutauftritt hinter sich gebracht, das Gesamtkunstwerk Heiner Horstmann (10c) entwickelt sich immer mehr zum Publikumsliebling und Vitus Thomas (10c), der mit der ungünstigen Startnummer 1 Pech hatte (zumal er gern zu spät kommt), hat bei seinem dritten Auftritt weitere Fortschritte gemacht. Erfolgreichste Giselanerin war wiederholt die Titelverteidigerin Lara Strauß (Q12), die in dem hochkarätigen Feld auf einem hervorragenden dritten Platz landete.
Moderiert wurde der Wettbewerb von Helin Eyidogan (10c) und Svenja Gutzeit (Q12), den musikalischen Rahmen schuf erneut die Band Among Primitives (Anselm Dornier, Louis Grüll, Natalie Kayser und Jakob von Lauer-Münchhofen, alle Q12).
Lara und einige der Gastpoeten (die beiden Sarahs und Philipp) sowie alle Bandmitglieder und die Moderatorin Svenja sind frisch gebackene Abiturienten und werden, wenn wir unser Konzept eines reinen Schülerslams konsequent beibehalten, leider nicht mehr bei uns auf der Slam-Bühne zu sehen sein. Aber es stehen schon andere talentierte Poeten in den Startlöchern, und die alljährliche Verabschiedung erwachsen gewordener Mitglieder der Schulfamilie gehört schließlich zu den Eigenheiten dieses Betriebs. Wir sind ein Ausbildungsverein!
Die benachbarte Schauburg hat uns kostenlose Workshops angeboten, unsere Freunde vom Grasser-Gymnasium haben uns die ersten Schritte beigebracht. Heute, zum Ende des Schuljahres 2015/2016, habe ich das Gefühl, dass der GiselaSlam auf eigenen Füßen stehen und das Konzept der 6. Ausgabe als Modell für weitere dienen kann. Und die Faszination Poetry Slam erreicht weitere Schulen: Am Donnerstag waren allein vom Gymnasium Moosach 2 Lehrkräfte und 9 Schüler bei uns zu Gast, die sicher auch ins Nachdenken gekommen sind, und am 6. Juli werden wir in Fürstenfeldbruck, der schulischen Heimat von Lisa, den ersten Viscardi-Slam erleben.
Und dann war da ja noch unser Besonderer Gast, David Friedrich! Es war eine triumphale Rückkehr des Ex-Giselaners, der als Hamburger Stadtmeister und zweifacher Deutschland-Slam-Finalist zur absoluten Slam-Elite gehört - und das vollkommen zu Recht, wie er uns mit seinem Vortrag bewies. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass er, sei‘s als Poet, sei’s als Moderator, weitere künstlerische Karriereschritte vor sich hat. Nur dass er dem armen Lehrer Schwarzer einen Auftritt als puschelwedelnden Cheerleader bei der Curling-WM andichtet, muss ich ihm nicht verzeihen. Halbwegs gut gemacht hat er diesen Fauxpas mit einem äußerst großzügigen Lob für den GiselaSlam: Im Hinausgehen sagte der Meister nämlich - habe ich das richtig gehört? -, dieser Slam sei der beste SchülerSlam, den er kenne. Und er kennt viele!
B. Schwarzer