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Frei nach J.W. Goethes Schäferspiel „Die Laune des Verliebten“ und nach anfänglichem Zögern frei von Berührungsängsten dem ja ohnehin nicht ganz so klassischen Text gegenüber, entdeckten die 14 Mitwirkenden im Laufe ihrer Arbeit Bezüge zu den vier Figuren in Goethes „Jugendsünde“, zu deren Sprache und so wunderbaren Sätzen wie Lamons Frage: „Ist es wohl scheltenswert, auch andre schön zu finden?“, Egles „Du klirrst mit deinen Ketten und überredest dich, es sei Musik!“ oder einfach nur Amines „Ach!“

Unversehens wurden die Texte Goethes zu facebook-Einträgen, das Spiel um Selbstbestimmung und Eifersucht, Freiheit und Sehnsucht nach einer gelingenden Beziehung wurde zum veröffentlichten und permanent kommentierten Ereignis, in Echtzeit erlebbar, (mit)teilbar und im entscheidenden Moment halt doch bedeutend nur für den und die Einzelne, die beiden, die es betrifft.

Unter einer großen Videoprojektion agierten die Mitwirkenden auf der provisorischen Bühne in der Pausenhalle des Neubaus. Dass die Theatergruppe diesmal ihren Theaterkeller verließ, hatte ästhetisch-künstlerische Gründe, - die Videoprojektionen verlangten nach Raumhöhe- , war aber auch der Tatsache geschuldet, dass der Theaterkeller wahrscheinlich der einzige Raum der Schule ist, der durch Sanierung und Umbau nicht profitierte sondern rücksichtslos beschädigt und als Schuttablage benutzt wurde.

Dass moderne Schulbauarchitektur ästhetische Bildung allenfalls als Farbtupfer im Schulalltag interpretiert, und daher auch keine Räume schafft, in denen Theater in der Schule einen angemessenen Ort fände, ist bedenklich, bedenkenswert, es zwingt auch zu kreativem Umgang mit dieser Vorgabe, dass aber ein Raum, in dem über Jahre vielfältige Theaterproduktionen entstanden und liebevoll präsentiert wurden, unsensibel mit dem Presslufthammer traktiert und verdreckt zurückgelassen wird, während man stolz architektouren anbietet, kann nur noch ungläubig registriert werden.

Goethes Amine würde auf facebook posten: Ach!

Reinhold Schira

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