(aus Süddeutsche Zeitung vom 10.11.2015)
Schüler des Gisela-Gymnasiums realisieren im Museum Ägyptischer Kunst ein inklusives Bildungsprojekt.
Für Hieroglyphen und ägyptische Plastiken können sich Jugendliche oftmals nicht begeistern - und darunter leiden die Museen. Aus diesem Grund hat das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in Zusammenarbeit mit Schülern des Gisela-Gymnasiums in München und des Graf-Rasso-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck zwei Projekte ins Leben gerufen, die jungen Menschen die alte Kultur näherbringen sollen.
"All included" heißt das inklusive Bildungsprojekt eines Seminars des Gisela-Gymnasiums. Vier der Teilnehmer aus der zwölften Jahrgangsstufe waren am Dienstag mit ihrer Leiterin Nina Horncastle im Staatlichen Museum, um ihr Projekt vorzustellen. Vor knapp einem Jahr hatte alles angefangen: Jeder Schüler suchte sich ein Exponat und recherchierte dessen Hintergründe und Geschichte. Welchen Bezug hat das Exponat zu meiner eigenen Lebensrealität, gibt es einen Zusammenhang mit dem heutigen Bayern? Mit diesen und weiteren Fragen arbeiteten sich die Schüler in die Thematik ein.
Dabei herausgekommen ist ein barrierefreier Multimedia-Guide für Jugendliche - speziell für Hörgeschädigte. Die Besucher bekommen ein Tablet, das zusätzliche Informationen zu jedem Exponat für sie bereithält. Das Angebot umfasst Texte, Zeichnungen bis hin zu Animationsfilmen und kurzen Videos. Für Hörgeschädigte haben die Schüler die Videos mit einer Gebärdenübersetzerin aufgenommen und die Texte so kurz und verständlich gehalten, dass an allen Stationen genügend Zeit bleibt, um die Ausstellungsstücke in Ruhe anzusehen.
Um auch Hörende mit dem Projekt zu erreichen, werden die einzelnen Texte auf den Tablets auch vorgelesen. "Besonders schwierig war es für mich, die ägyptischen Namen richtig auszusprechen", sagt Veronika, die selbst schwerhörig ist. Auch Severin war zum ersten Mal in einem Tonstudio und musste beweisen, dass in ihm ein guter Schauspieler steckt. Und nicht alles funktionierte auf Anhieb: "Spaß gemacht hat es, obwohl manche Sätze öfter eingesprochen werden mussten."
Damit junge Leute sich mit den Ausstellungsstücken besser identifizieren können und deren Hintergründe verstehen, haben die Schüler einen Bezug zum modernen Bayern hergestellt. Beim ägyptischen Wesir wird klar: Er war als persönlicher Berater des Pharao der ranghöchste Beamte. Heute würde er das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten bekleiden.
Auch die Oberstufenschüler aus Fürstenfeldbruck haben ein Multimediaprojekt auf die Beine gestellt, allerdings für Hörende. Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk und der "Stiftung Zuhören" haben sie einen Audioguide über das Leben der goldenen Maske der Sadtjehuti entwickelt: Wie sind Kinder im alten Ägypten zur Schule gegangen, was für Schönheitsvorstellungen hatten die Götter, und was passierte vor dem Jenseitsgericht?
Für dieses Projekt aus ihrem Musikseminar haben die Jugendlichen Musikstücke komponiert, dazu gesungen und ihre selbst geschriebenen Texte vertont. Zuvor gab es ein Stimmtraining - wie bei den Profis eben
Von Katharina Eichinger, Maxvorstadt
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